Kategorie:Weinanbaugebiet in Portugal
Denkt man an Wein und Portugal, denkt man zunächst an Portwein. Doch wie auch in Spanien gibt es zur Zeit eine Aufbruchstimmung zur Produktion von hochwertigen Weinen in Portugal. Dabei haben zwar schon die Massenweine eine gute Qualität und können mit anderen Massenweinen Europas mehr als mithalten. Allerdings hat es Portugal bis heute noch nicht geschafft, seine alten Traditionen über den Haufen zu werfen und komplett auf modernen Weinanbau umzustellen.
Traditionell werden in Portugal Rotweine ausgebaut. Besonders trockene Rotweine werden mit Stiel und Stängel gekeltert, damit sie möglichst tanninreich werden. Diese Weine brauchen viele Jahre, bis man sie trinken kann. Sie benötigen eine lange Lagerzeit, dass sich das Tannin ausbilden kann.
Doch gerade beim Weißwein hat Portugal aufgeholt und ist an den europäischen Standard herangekommen. Seien es technische Hilfsmittel oder moderne Produktionsverfahren. Die Weißweine dürfen nachgesüßt werden und finden so ihre Kundschaft in aller Herren Länder. Je näher die Reben an der Küste stehen, je leichter sind die Weine, die aus ihnen hervorgebracht werden. Im Landesinneren wachsen die Reben für den Portwein.
Der Portwein hat eine sehr lange Tradition. Er ist übrigens sehr einfach herzustellen: Man stoppt den Gärungsprozess eines Weines durch die Hinzugabe von Alkohol. Das wird in der Regel Industriealkohol oder Brandy sein. Während der Gärung sterben die Hefekulturen ab, weil sie die Menge des Alkohols nicht vertragen. Sie lassen so eine Menge unvergorenen Zucker zurück und es entsteht ein alkoholreicher, süßer Wein. Auch Madeirawein wird auf diese Weise hergestellt.
Auch Portugal wurde von der Reblauskatastrophe heimgesucht. Ein Großteil der Weinberge wurde zerstört. Der Weinbau lag eine lange Zeit brach. Gegen 1930 begann man schließlich mit dem Wiederaufbau.
Das Weinland Portugal hat eine Rebfläche von rund 248.000 ha, was das Land zum flächenmäßig siebtgrößten Weinanbauland der Welt macht (nach Spanien, Frankreich, Italien, China, Türkei und USA). Mit einer Jahresproduktion von 10.000.000 hl Wein liegt Portugal allerdings nach Italien, Frankreich, Spanien, USA, Argentien, Australien, China, Deutschland, Südafrika und Chile nur auf Platz 10. Platz 16 nimmt Portugal beim Durchschnittsertrag pro ha ein. Hierbei ist Deutschland „Klassenbester“, obwohl Deutschlands Rebfläche von etwas über 100.000 ha noch nicht einmal halb so groß ist wie die Portugals.
Vom Weinanbau leben etwa 15 % der werktätigen Portugiesen. In 2004 war der Pro-Kopf-Konsum mit 48 Litern der vierthöchste weltweit, 1992 betrug er 55 Liter. Auch damals lag Portugal damit an vierter Stelle, der Pro-Kopf-Konsum ist weltweit, also auch bei den drei größeren Verbrauchern, zurückgegangen. (Die Quellen geben unterschiedliche Werte an!)
Portugal verfügt europaweit vermutlich über die größte Vielzahl von weißen und roten Rebsorten, die hier entstanden sind und gezüchtet wurden. Mit dem Colares hat man zudem eine sehr seltene Rebsorte, die noch mit echten europäischen Reben (Ramisco) im Sand nördlich von Sintra beim Ort Colares nahe der Atlantikküste westlich von Lissabon angebaut werden (Auf der Karte Nr. 2). Die Reblaus, die fast alle anderen europäischen Reben im späten 19. Jahrhundert zerstört hat, konnte im Sand nicht überleben.
Prädikate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die portugiesischen Weine werden ähnlich wie die in anderen EU-Staaten mit folgenden Bezeichnungen versehen und entsprechend klassifiziert:
- Vinho de Qualidade Produzido em Região Determinada (VQPRD): Weine hoher Qualität, hergestellt aus einem eng definierten Anbaugebiet. Diese Bezeichnung schließt alle folgenden Weinklassifizierungen ein:
- Vinhos Regionais: Tafel- oder Landweine aus regional begrenztem (geschütztem) Anbau, entspricht dem spanischen Vino de la Tierra und dem französischen Vin de Pays.
- Vinhos de Mesa: Alle weiteren Weine, die sich nicht in die vorgenannten Kategorien einordnen lassen.
Auswahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Anbaugebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Weinanbaugebiete rund um Lissabon, sowie nördlich etwa 80 km an der Küste entlang, werden heute noch, mit abnehmender Tendenz, Estremadura genannt, wie es auch noch auf Weinflaschen gelegentlich zu finden ist. (Siehe auch Estremadura bei Wikipedia)
Die DOC-Anbaugebiete sind: (IPR-Gebiete sind sep. ausgewiesen.)
Weinregion | DOC-Untergebiete Denominação de Origem Controlada |
Größe in ha |
Nr. | Regionale Weine | Lage |
---|---|---|---|---|---|
Alentejo („Jenseits des Tejo“) |
Vidigueira | 1.707 | 20 | Alentejano | größtes portug. Gebiet, östlich von Lissabon bis zur spanischen Grenze (Extremadura). Aktuell (2017) hat die Region das größte (Wein-)Wirtschaftswachstum in Portugal. Zwischen Februar 2008 und Januar 2009 erreichten die DOC- und Vinho Regional-Weine des Alentejo wertmäßig einen Marktanteil von 44,3 %, volumenmäßig von 40 %. |
Granja-Amareleja | 241 | ||||
Reguengos (de Monsaraz) | 3.215 | ||||
Redondo | 1.896 | ||||
Borba | 3.423 | ||||
Moura | 240 | ||||
Évora | 705 | ||||
Portalegre | 336 | ||||
Algarve | Lagoa | 22-25 | Algarve | Südküste | |
Lagos (IPR) | |||||
Portimão (IPR) | |||||
Tavira (IPR) | |||||
Azoren | Biscoitos (IPR) auf der Insel Terceira | 28 | Vinho Regional de Açores | Inselgruppe der Azoren | |
Graciosa (IPR) | 27 | ||||
Pico (IPR) | 29 | ||||
Bairrada | Bairrada | 12 | Die Baga-Rebe bedeckt 90 % der Anbaufläche. Hauptanbaugebiet des Mateus Rosé |
Nördlich der Mitte Portugals, von der Küste bis zur spanischen Grenze | |
Lafões | 13 | ||||
Douro | Douro mit den Weinanbaubereichen Alijó und Sabroso |
16 | Duriense | Im Norden, entlang des Douro Kein Schreibfehler: Der Fluss heißt in Portugal Douro, in Spanien Duero. | |
Dão | 20.000 | 18 | Das Dão (auch Dão DOC) ist eines der ältesten DOC-Weinanbaugebiete. Das Gebiet liegt in der nördlichen Mitte Portugals in der gebirgigen Region Beira Alta, nördlich des höchsten Gebirges Portugals, der Serra da Estrela im gleichnamigen Nationalpark. An der östlichen Grenze liegt die spanische Region westlich von Plasencia, Béjar und Salamanca. | ||
Lisboa (Lissabon) | Alenquer | 5 | in der westlichen Mitte des Landes, nördlich von Lissabon | ||
Arruda | 7 | Vital | |||
Bucelas | 1 | Arinto | |||
Carcavelos | 4 | Carcavelos (Likörweine höchster Qualitätsstufe) | Unmittelbar nördlich der Tejo-Mündung | ||
Colares | 2 | Ramisco (rot) Malvasia de Colares (weiß) |
Sehr kleines, wegen der Urbanisierung in der Region Lissabon zunehmend schrumpfendes Gebiet. | ||
Madeira | 26 | Madeirawein | Insel Madeira | ||
Península de Setúbal (auch Terras do Sado) | Setúbal | 3 | Halbinsel von Setúbal, Küstengebiet südlich von Lissabon | ||
Palmela | 21 | ||||
Tejo (früher Ribatejo) |
Almeirim | 10 | Weinanbau im Tejo-Tal und den Nebenflüssen Rio Nabão (Tomar) und Rio Sorraia (Coruche). | ||
Cartaxo | |||||
Chamusca | |||||
Coruche | |||||
Santarém | |||||
Tomar | |||||
Torres Vedras | Vital | 6 | |||
Trás-os-Montes | Valpaços | 15 | Nordostportugal | ||
Chaves | |||||
Planalto Mirandês | |||||
Vinho Verde | Amarante | 34.000 | 14 | Nordwesten Grenze zum nördlich liegenden, spanischen Weinanbaugebiet Rías Baixas | |
Ave | |||||
Basto | |||||
Cávado | |||||
Lima | |||||
Sousa | |||||
Baião | |||||
Monção | |||||
Paiva |
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Die wichtigsten Rebsorten in Portugal
- Portugiesischer Käse
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Portugal und seine Weine - Ein Weinland im Aufbruch von Wolfgang Hubert (Autor) und David Schwarzwälder (Autor) Fotos: Michael Schinharl, mit Vorworten von Vasco d Avillez und Hendrik Thoma. Gebundene Ausgabe: 192 Seiten, Verlag: Hallwag, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH, Sprache: Deutsch. ISBN 10 3833806419 und ISBN 13 978 3833806414. Wolfgang Hubert arbeitet seit vielen Jahren als Weinkritiker, Autor und freier Journalist. Er ist für wichtige Wein- und Getränkezeitschriften tätig und schreibt Weinbeiträge unter anderem für "Abenteuer & Reisen", "essen & trinken", "Selection", "Stern", "Sommelier Magazin", "WEIN GOURMET" und "Weinwelt". Hubert hat diverse Bücher zum Thema Wein und Genuss verfasst und erhielt dafür zahlreiche Preise.
- David Schwarzwälder schreibt Beiträge für "essen & trinken", "DER FEINSCHMECKER" und "WEIN GOURMET" und führt eine wöchentliche Kolumne in der spanischen Tageszeitung "El Mundo". 1998 veröffentlichte Schwarzwälder den ersten deutschsprachigen Spanien-Weinführer. Er ist zudem als Dozent für iberische Weine an der Fachhochschule in Geisenheim, Deutschland, und in Wädenswil, Schweiz, tätig. Im "Brockhaus Wein" ist Schwarzwälder für die Weine Portugals und Spaniens zuständig.
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