Wein:Welches Glas verwendet man bei welchem Wein?

aus dem Koch-Wiki (kochwiki.org)
Wechseln zu:Navigation, Suche
Weißweinglas

Man kennt das! Man kommt an eine Hochzeitstafel, und es stehen etwa vier Gläser vor einem, von denen man nicht weiß, was denn da hinein soll. Der Wein ist noch nicht da, und man hat Durst und kippt in das Rotweinglas Selterswasser. Oder die Bedienung nimmt einem ein Glas weg, wenn man ein bestimmtes Getränk bestellt hat.

Jedes Glas hat einen Wein und jeder Wein hat ein Glas, nicht nur so, sondern aus gutem Grund. Bei der Begründung handelt es sich allerdings weniger um eine naturwissenschaftliche, wie man meinen könnte, sondern um eine, die ihre Rechtfertigung den Interessen der Hersteller von Gläsern etc. verdankt. Das kann man negativ bewerten, man kann es aber auch spielerisch sehen.

Sekt - Schaumwein - Prosecco[Quelltext bearbeiten]

Eine Sektflöte

Für Sekt, Schaumwein oder Prosecco wird eine sogenannte Sektflöte verwendet. Diese Gläser sind schlank und recht hoch. Hochwertige Sektflöten haben einen sogenannten Störpunkt, eine kleine angeschliffene oder aufgepunktete Stelle, etwas entfernt vom Zentrum des Glases, an dem sich die Kohlensäure sammeln und aufsteigt. An der aufsteigenden Säule kann man die Feinheit und Gleichmäßigkeit der Perlen erkennen (die so genannte Perlage). Eine Sektflöte kann bis zu zwei Dritteln gefüllt werden, damit die Perlage sichtbar wird.

Leichter Weißwein[Quelltext bearbeiten]

Die für leichten Weißwein geeigneten Gläser sind etwas niedriger als Sektflöten. Der Ansatz des Stiels am Kelch ist aber etwa gleich hoch, das Volumen des Kelches ist also kleiner. Als Besonderheit vergrößert sich der Durchmesser des Glases kurz vor dem Rand noch einmal. Durch die Form werden fruchtige Aromen schnell freigegeben. Diese Aromen werden durch den Raum über dem Glas gut angereichert. Das Glas eignet sich für Riesling mit Prädikat Kabinett, Soave, Grigio oder ähnliche Weine.

Körperreicher Weißwein[Quelltext bearbeiten]

Dieses Glas hat ein etwas größeres Volumen, weil der maximale Durchmesser des Kelches etwas größer ist, als das des Glases für leichten Weißwein. Die „Verbreiterung“ am Rand des Glases fehlt. Die Gestaltung des Glases gibt dem Wein mehr Möglichkeiten zu „atmen“. Diese Weine sollten eine milde Säure haben. Das Glas eignet sich für Chardonnay, Sauvignon Blanc oder ähnliche Weine.

Tanninarme Rotweine[Quelltext bearbeiten]

Ein Weinglas für tanninarme Rotweine ist nur ein wenig höher als Weißweingläser. Sie sind bauchiger und haben eine größere Öffnung. Durch diese Öffnung kann der Wein sich schnell im Mundraum verbreiten, weil er in einem breiten Fluss hineinströmt. So erreicht der Wein schnell alle Stellen, die zur Geschmacksbildung wichtig sind. Die Süße tritt in den Hintergrund, weil die Zungenspitze und -oberseite im Ersteindruck nicht gereizt werden. Hier sitzen die Organe, die sie Süße des Weines feststellen. Diese Gläser eigenen sich für Burgunder, Gamay, Pinotage, Barbera oder Blaufränkisch.

Tanninstarke Rotweine[Quelltext bearbeiten]

Ein Rotweinglas für tanninstarke Rotweine

Das Rotweinglas für tanninstarke Rotweine ist schlanker als das Glas für tanninarme Rotweine. Dadurch kommt es zu einer Art Kamineffekt. Der Duft steigt konzentriert auf und erreicht so die Nase. Die Öffnung des Glases ist ähnlich wie beim Rotweinglas für tanninarme Weine. Die Öffnung sorgt dafür, dass der Wein beim Trinken auch die Zungenspitze erreicht. Hier kann man die Frucht und die Süße des Weines erleben. Das Tannin erzeugt zunächst einen bitteren Geschmack und vermittelt einen Ersteindruck, den man auch nicht mehr los wird, sehr wichtig, um die Bitterkeit in den Hintergrund zu bekommen. Diese Gläser sind optimal für jungen Bordeaux, Chianti oder Rioja.

Schwere Rotweine[Quelltext bearbeiten]

Das Glas für schwere Rotweine ist etwa so hoch, wie das Glas für tanninstarke Rotweine, jedoch bauchiger. Dadurch kann der Wein im Glas sehr gut „atmen“, weil er an der Oberfläche viel Kontakt zu Luft hat. In dem Raum darüber kann sich ein ausgeprägter Geruch entfalten. Auch der Alkohol (als Geschmacksträger) ist zu riechen. In dem Raum über dem Wein versammeln sich alle Geruchsstoffe, und man kann sich mit der Nase ein schöneres Gesamtbild bilden. Aus solchen Gläsern werden Burgunder, Barolo oder Syrah getrunken.

Dessertweine[Quelltext bearbeiten]

Das Mini-Weißweinglas ist für Dessertweine gedacht. Es hat die Form eines zu klein geratenen Glases für körperreichen Weißwein. Diese Weine sind erstens sehr süß und zweitens auch sehr gehaltvoll. Man genießt diesen Wein in sehr geringen Mengen pro Schluck. Es handelt sich dabei ja auch um teure Tropfen. In diesem Glas werden Prädikat Auslese und ähnlich hochwertige Weine kredenzt.

Sherry und Portwein[Quelltext bearbeiten]

Es gibt in Europa eine ganze Menge Likörweine, die zu vielen Menüs passen. Die bekanntesten sind Portwein, Sherry, Madeira und Marsala. Sie werden in einer quasi verkleinerten Sektflöte serviert. Das Glas ist dabei nicht so geschwungen wie bei einer Sektflöte. Dabei ist der Sinn des kleinen Glases nicht, den hohen Alkoholgehalt des Weines zu verschleiern (wobei dies ein angenehmer Nebeneffekt ist), sondern die kleinen Gläser verhindern, dass der Alkohol verfliegt und sich der ursprüngliche Geschmack verändert. Und gerade das Bouquet verändert sich durch den reichlichen Anteil an Alkohol. Ein schöner Nebeneffekt ist, dass die meisten Menschen ihre Nase nicht in das Glas bekommen. Dieser alkoholische Nebeneffekt wird also vermieden.

Siehe auch[Quelltext bearbeiten]